Beitrag verfasst am 24. Februar 2016 von Jan-Lukas Clas

Ein Auslandssemester an der Haaga-Helia Universität in Helsinki

Meine Motivation für ein Auslandssemester

Bereits während meiner Schulzeit interessierte ich mich sehr für einen Auslandsaufenthalt. Damals entschied ich mich allerdings gegen die Umsetzung, weil dies bedeutete, dass ich mein Abitur erst ein Jahr später erlangt hätte. Eine Anerkennung der im Ausland erbrachten Leistungen für das Abiturzeugnis war leider nicht möglich. Daher freute es mich besonders, dass ich nun von der HSBA und meinem Ausbildungsunternehmen, der Gerhard D. Wempe GmbH & Co. KG, die Möglichkeit erhielt, ein Semester im Ausland zu verbringen. Durch den Aufenthalt im Ausland erhoffte ich mir, eine neue Kultur kennenzulernen, die für mich nicht zuletzt wegen Finnlands Außenpolitik als vergleichsweise zurückhaltend gilt. Außerdem wollte ich mein Englisch aufbessern.

Uni-Alltag

Ich kann allen Austauschstudenten empfehlen, sich nach den gewählten Kursen der vorherigen Jahrgänge zu erkundigen und entsprechend zu orientieren. Fast alle meine Kurse fanden am Pasila Campus der Universität statt. Lediglich ein Kurs wurde am Vallila Campus veranstaltet. Die Fahrzeit zwischen beiden Campi beträgt ca. 15 min. Laut der PISA Studie der OECD (2012) verfügt Finnland über ein erstklassiges Bildungssystem. Die Haaga-Helia Universität zeichnet sich durch die praxisnahe Vermittlung des Lernstoffes aus. Der Unterricht findet, ähnlich wie an der HSBA, in Gruppen zwischen 20 und 40 Studenten statt. Alle Lehrveranstaltungen, die ich zur Anrechnung der Kurse an der HSBA im entsprechenden Semester benötigte, wurden angeboten und fanden vollständig und in gutem Englisch statt. Das Lehrsystem der Universität unterscheidet sich stark von dem der HSBA. An der HSBA wird hauptsächlich mit Skripten und kursbegleitenden Büchern gearbeitet, während an der Haaga-Helia der Unterricht deutlich offener gestaltet wird. Es wird viel mehr selbstständig gearbeitet, also werden Themen mit Hilfe des Internets von den Studenten selbst tiefer erschlossen und umfangreich den Kommilitonen durch Präsentationen vorgestellt.


In jedem meiner Kurse fanden Gruppenarbeiten statt. Auch gab es viele Hausaufgaben, die online übermittelt und benotet wurden. Die Gesamtnote der Kurse setzt sich so aus vielen Teilen, z. B. auch oftmals aus mündlicher Mitarbeit, Tests, Projekten oder auch Arbeiten in Kooperation mit Unternehmen, zusammen. Generell ist die IT-Nutzung alltäglich. Überall stehen genügend Computer zur Verfügung, die zum freien Arbeiten einladen. Die Klassenräume sind mit mehreren Beamern, Dokumentenkameras etc. ausgestattet. Der Pasila Campus zeichnet sich durch eine Sporthalle und ein Fitnessstudio weiter aus. Beide Angebote habe ich sehr gerne genutzt.

Freizeit-Angebot

Das Erasmus Student Network (ESN) bietet eine Vielzahl von Events und Reisen an, die die geografisch zentrale Lage von Helsinki sehr gut ausnutzen. Ich habe an vielen Veranstaltungen sowie dem Lapland Trip und der „Pirates of the Baltic Sea“-Reise nach Stockholm teilgenommen. Ich kann allen empfehlen, diese Angebote anzunehmen. Ich hatte viel Spaß und habe Studenten aus aller Welt kennengelernt.

Auch wegen des hohen Preisniveaus in Finnland lohnt sich ein Tagestrip nach Tallinn. Hierfür können Gutscheine von der Studentenorganisation Helga ausgenutzt werden, sodass der Trip nur 2 Euro kostet.

Weiterhin unternahm ich einen Wochenendtrip nach Riga, um neu kennengelernte Studenten zu besuchen. Besonders die Altstadt  und das Studentenleben der Stadt sind definitiv einen Besuch wert.

Leider konnte ich nicht am ESN Trip nach St. Petersburg teilnehmen, da dieser in der „Intensive Week“  stattfand, in der ich einen Kurs belegte. Daher entschied ich mich mit einigen Kommilitonen, selbstständig die Stadt zu besuchen. Wenn man per Fähre nach St. Petersburg reist und an der Grenze einen Unterkunftsnachweis vorlegt, kann man auch ohne Visa reisen.

Zum Ende meines Aufenthalts bildete ich mit einigen Studenten eine Gruppe, um ein „Summer Cottage“ anzumieten und ein Wochenende in Savonlinna zu verbringen. Ich würde dies als eines meiner schönsten Wochenenden während meines Aufenthalts bezeichnen.

Die Unterkunft

Ich wohnte in einer (frisch renovierten) WG mit einem niederländischen Mitbewohner in Kannelmäki. Die Unterkunft ist mehrheitlich von Austauschstudenten bewohnt und liegt ca. 5 min zu Fuß von der Bahnstation entfernt. Von dort aus sind es nur 13 Minuten zum Hauptbahnhof und 8 Minuten zur Station Pasila, die vor dem Pasila Campus liegt.

Fazit

Zusammenfassend möchte ich sagen, dass der Aufenthalt in Finnland für mich eine wirklich sehr schöne Zeit war. Ich kann jedem, der über ein Auslandssemster nachdenkt, von Herzen empfehlen, nach Helsinki zu gehen. Meine anfänglichen Erwartungen, eine neue Kultur kennenzulernen und auch das Englisch aufzubessern, wurden total bestätigt. Dennoch hatte ich mehr Kontakt zu Austauschstudenten als zu finnischen.

Das Auslandssemster ließ sich super in mein Studium integrieren. Ich habe mit 43 Credits in dem Semester alle Hamburger Kurse ersetzt und sogar einen weiteren Kurs aus dem folgenden Semester bereits angerechnet bekommen. Ich denke, die Erfahrungen, die ich in dieser Zeit gewonnen habe, und auch die weltweiten Kontakte, die ich knüpfte, werden mich sowohl privat, als auch beruflich weiterbringen.